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GD — Gesellschaft für Dermopharmazie e.V.

   
 

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  Ausgabe 1 (2009)

Mitteilungen der GD
GD vergibt zum dritten Mal den Dermopharmazie-Innovationspreis

Auszeichnung ging an die Pharmazeutin Professor Dr. Christel Müller-Goymann


Im Rahmen der 13. Jahrestagung der GD Gesellschaft für Dermopharmazie vom 30. März bis zum 1. April 2009 in Heidelberg wurde Professor Dr. Christel Müller-Goymann vom Institut für Pharmazeutische Technologie der Universität Braunschweig mit dem Dermopharmazie-Innovationspreis (DIP) der GD ausgezeichnet. Mit dem DIP, der in diesem Jahr zum dritten Mal vergeben wurde, würdigt die GD eine herausragende Innovation auf dem Gebiet der Dermopharmazie. Bei dem Preis handelt es sich um ein speziell für diesen Zweck geschaffenes Glaskunstwerk, das einen Querschnitt durch die Haut darstellt. Professor Müller-Goymann erhielt den Preis für ihre Arbeiten zur Entwicklung von Trägersystemen für die optimierte topische Applikation von Arzneistoffen.
Voraussetzung für eine erfolgreiche äußerliche Behandlung einer Hautkrankheit ist, dass der angewendete Arzneistoff in ausreichend hoher Konzentration an den Ort der Erkrankung gelangt, der in der Epidermis, der Dermis und/oder der Subkutis liegen kann. Um in diesen Hautabschnitten verfügbar werden zu können, muss der Arzneistoff die im Stratum corneum lokalisierte natürliche Hautbarriere überwinden.

Damit dies gelingen kann, sind intensive pharmazeutisch-technologische Forschungsanstrengungen nötig. Im Mittelpunkt steht dabei die Suche nach geeigneten Trägersystemen für Arzneistoffe, die aus chemisch-physikalischen Gründen die Hautbarriere generell nicht oder nur sehr schlecht überwinden. Einige innovative Trägersysteme für solche Arzneistoffe wurden in den letzten Jahren im Arbeitskreis von Professor Müller-Goymann entwickelt.

Für ihre Arbeiten zur Entwicklung von Trägersystemen für die optimierte topische Applikation von Arzneistoffen wurde Professor Dr. Christel Müller-Goymann vom Institut für Pharmazeutische Technologie der Universität Braunschweig mit dem Dermopharmazie-Innovationspreis 2009 der Gesellschaft für Dermopharmazie ausgezeichnet.

Ein Thermogel als Grundlage
für eine 5-ALA-Rezeptur
Als Beispiel sei die Entwicklung eines so genannten Thermogels erwähnt, das als Grundlage für eine in der Apotheke herstellbare Rezeptur mit dem Wirkstoff 5-Aminolävulinsäure (5-ALA) verwendet werden kann. Rezepturen mit 5-ALA, die in Verbindung mit Licht definierter Wellenlänge zur photodynamischen Therapie von hellem Hautkrebs eingesetzt werden, gelten generell als problematisch, weil 5-ALA einerseits als polare Aminosäure relativ schlecht in die Haut eindringt und andererseits in ihrer chemischen Stabilität begrenzt ist.

Mit dem Thermogel wurde nun eine Formulierung gefunden, aus der 5-ALA 10- bis 25-mal besser in die Haut eindringt als aus bekannten Arzneibuchgrundlagen (Wasserhaltige Hydrophile Salbe DAB, Basiscreme DAC) und aus verschiedenen kommerziellen Hautpflegeprodukten. Verantwortlich dafür ist die spezielle Kombination der in dem Gel enthaltenen Hilfsstoffe, bei denen es sich um Dimethylisosorbid, Isopropanol, mittelkettige Triglyceride, Poloxamer und Wasser in definierter quantitativer Zusammensetzung handelt (siehe Kasten).

Die Formulierung ist mit apothekenüblichen Rührwerken relativ leicht herzustellen. Wegen der begrenzten chemischen Stabilität von 5-ALA sollte die Herstellung jedoch erst kurz vor der Anwendung erfolgen. Aufgrund ihres thermoreversiblen Gelierungsverhaltens ist die Rezeptur bei Kühlschranktemperatur flüssig, während sie bei einer Temperaturerhöhung auf über 12 °C eine cremeartige Konsistenz annimmt. Damit ist sichergestellt, dass die Formulierung problemlos auf die zu behandelnden Hautstellen aufgetragen werden kann und nicht von dort wieder abläuft.

Die erfolgreiche Entwicklung dieser Formulierung zeigt die hohe Bedeutung der pharmazeutisch-technologischen Forschung bei der Suche nach optimierten Trägersystemen für topisch applizierte Arzneistoffe. Da der Arbeitskreis von Professor Müller-Goymann herausragende Leistungen auf diesem Gebiet vorzuweisen hat, wurde die Braunschweiger Wissenschaftlerin als erste Pharmazeutin mit dem Dermopharmazie-Innovationspreis ausgezeichnet. Die bisherigen Preisträger waren die Mediziner Professor Dr. Jean Krutmann, Düsseldorf, und Professor Dr. Horst Spielmann, Berlin.


Zusammensetzung und Herstellung des von der Arbeitsgruppe von Professor Müller-Goymann entwickelten 10-prozentigen 5-ALA-Thermogels

Komponente Massenanteil [g/100g]
5-Aminolävulinsäurehydrochlorid 10,0
Poloxamer 407 (Pluronic® F127) 18,0
Isopropylalkohol 11,25
Dimethylisosorbid 11,25
Mittelkettige Triglyceride (Miglyol® 840) 4,5
Wasser 45,0

Zur Herstellung der Rezeptur werden alle Komponenten (10 % 5-ALA-HCl, gefriergetrocknet oder kristallin; 18 % Pluronic® F127, BASF; 11,25 % Isopropanol; 11,25 % Dimethylisosorbid; 4,5 % Miglyol® 840; 45 % möglichst im Kühlschrank vorgekühltes Wasser) zusammen in eine Unguatorkruke eingewogen und für anderthalb Minuten bei 1.450 Umdrehungen pro Minute im Unguator bei Raumtemperatur vermischt.

Durch die Erwärmung beim Herstellungsprozess im Zuge des mechanischen Energieeintrags kommt es zur Gelierung, die bei Abkühlung auf unter 12 Grad Celsius reversibel ist.

Alternativ kann die Rezeptur auch manuell in der Salbenreibschale hergestellt werden. Auch ist es möglich, den in dem Thermogel leicht löslichen Wirkstoff erst nachträglich in die vorher hergestellte Grundlage einzuarbeiten.

Für die im Arbeitskreis von Professor Müller-Goymann durchgeführten Penetrationsuntersuchungen wurde ein Thermogel auf Basis des Poloxamers 407 der Firma BASF (Pluronic® F 127) verwendet.

Sollte statt dessen das alternativ verfügbare Poloxamer 407 der Firma Croda (Synperonic® PE/F 127) verwendet werden, so müsste dieses in höherer Konzentration (bei entsprechend reduziertem Wassergehalt) verarbeitet werden, um eine Gelierung zu erreichen. Ob die Rezeptur auf Basis dieses Poloxamers genau so gut in die Haut penetriert wie die auf Basis von Pluronic® F 127, wird derzeit noch untersucht.


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