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  Ausgabe 1 (2013)

Dermokosmetik
Therapiebegleitende Hautpflege bei Neurodermitis
Der Naturstoff Hyperforin zeigt ein für diesen Zweck interessantes Wirkspektrum

Bericht von Dr. Claudia Bruhn, Schmölln

Auf einem von der Firma MCM Klosterfrau unterstützten Seminar im Rahmen der 16. GD-Jahrestagung im März 2012 in Berlin wurde deutlich, dass es äußerst lohnenswert sein kann, altbekannte Heilpflanzen mit modernen wissenschaftlichen Methoden genauer zu untersuchen. Wie das Beispiel des Johanniskrautinhaltsstoffes Hyperforin zeigt, können auf diese Weise neue Erkenntnisse zum Einsatz von Pflanzenstoffen in medizinischen Hautpflegemitteln gewonnen werden. Das im Johanniskraut enthaltene Phloroglucin-Derivat Hyperforin besitzt antibakterielle, antientzündliche, differenzierungsfördernde und antioxidative Eigenschaften. Zudem schützt die Substanz vor der Bildung freier Radikale in der Haut. Diese Befunde lassen es sinnvoll erscheinen, Hautpflegepräparate auf der Basis von hyperforinreichem Johanniskrautextrakt zur Unterstützung der Therapie von entzündlichen Hauterkrankungen wie der Neurodermitis einzusetzen. Entsprechende Produkte sind in Apotheken unter der Marke Bedan® erhältlich.


Johanniskraut (Hypericum perforatum L.) wird bereits seit der Antike als Heilpflanze genutzt. Traditionell werden Johanniskrautextrakte äußerlich zur Wundbehandlung und innerlich zur Therapie von depressiven Erkrankungen angewandt. Das Phloroglucin-Derivat Hyperforin, der lipophile Hauptwirkstoff von Johanniskrautextrakten, wird in den hellen Öldrüsen der Blätter gebildet.

Hyperforin besitzt ein breites
antibakterielles Wirkspektrum


In seiner Einführung zu dem Seminar im Rahmen der 16. GD-Jahrestagung machte Professor Dr. Christoph Schempp von der Universitäts-Hautklinik Freiburg deutlich, dass die für die dermale Anwendung nutzbaren Wirkungen von Hyperforin in den letzten Jahren ausführlich untersucht wurden. Auch sein Arbeitskreis hat sich damit in der jüngeren Vergangenheit intensiv beschäftigt.

Schon länger ist bekannt, dass Hyperforin antibakteriell wirkt. Wie Schempp hervorhob, zeigt sich die antibakterielle Wirksamkeit von Hyperforin bereits in geringen Konzentrationen gegen verschiedene grampositive Keime. Die Substanz ist selbst gegen Stämme von Staphylococcus aureus wirksam, die gegen Methicillin resistent sind (Lancet [1999] 53).

Gruppenfoto_2013
Bei einem von der Firma MCM Klosterfrau unterstützten Seminar im Rahmen der 16. GD-Jahrestagung vom 1. bis 3. März 2012 in Berlin informierten Privatdozentin Dr. Martina Meinke von der Dermatologischen Klinik der Charité Universitätsmedizin Berlin sowie Professor Dr. Christoph M. Schempp, Dr. Ute Wölfle und Dr. Federica Casetti von der Universitäts-Hautklinik Freiburg (von links) über neue Erkenntnisse zu den dermalen Wirkungen von Hyperforin..

Die entzündungshemmende
Wirkung ist gut untersucht


Gut untersucht ist auch die entzündungshemmende Wirkung von Hyperforin. Dazu stellten Dr. Ute Wölfle und Dr. Federica Casetti aus dem Arbeitskreis von Professor Schempp neue experimentelle und klinische Daten vor, die den Einsatz des Naturstoffs in therapiebegleitenden Hautpflegemitteln interessant erscheinen lassen.

Casetti präsentierte die Ergebnisse einer randomisierten placebokontrollierten Doppelblindstudie im Halbseitenvergleich, an der 22 Probanden teilnahmen. Bezüglich der Reduktion eines UVB-induzierten Erythems war hier eine Creme mit 1,5 Prozent eines hyperforinreichen Johanniskrautextrakts dem Vehikel signifikant überlegen.

Wölfle fasste die umfangreichen Anstrengungen zusammen, die inzwischen unternommen wurden, um den Mechanismus der antiinflammatorischen Wirkung von Hyperforin aufzuklären. So zeigten Untersuchungen von Koeberle und Mitarbeitern mit Vollblutproben (Front Pharmacol 2 [2011] 7), dass die Wirkung unter anderem auf einer Hemmung der mikrosomalen Prostaglandin E2-Synthase beruht.

Dieses Enzym katalysiert die Bildung von PGE2, einem wichtigen Entzündungsmediator. Weiterhin hemmte Hyperforin im Mausmodell nach intraperitonealer Verabreichung die Bildung von Carrageenan-induzierten Pfoten-Ödemen stärker als das nichtsteroidale Antiphlogistikum Indometacin.

Hyperforin verbessert die
Keratinozyten-Dfferenzierung


Eigene Untersuchungen von Wölfle und Mitarbeitern haben gezeigt, dass Hyperforin in der Lage ist, die bei Patienten mit atopischer Dermatitis gestörte Ausdifferenzierung der Keratinozyten zu verbessern. Verantwortlich dafür ist eine Induktion der Expression des spezifischen Ionenkanals TRCP6 aus der Familie der klassischen transienten Rezeptorpotenzialkanäle.

Weiterhin wurde nachgewiesen, dass Hyperforin bereits in geringen Konzentrationen eine starke antioxidative Wirkung besitzt. Bei In-vitro-Untersuchungen mit HaCaT-Keratinozyten, die mit einem Sonnensimulator bestrahlt worden waren, wurden die entstandenen reaktiven Sauerstoffspezies durch Hyperforin stärker neutralisiert als durch die Antioxidanzien Trolox und N-Acetylcystein, ohne dass dabei phototoxische Effekte beobachtet wurden.

Wölfle resümierte, dass die festgestellten differenzierungsfördernden und antioxidativen Eigenschaften von Hyperforin eine gute Ergänzung zu der antientzündlichen und der antibakteriellen Wirkung darstellten. Ein derart breites Wirkspektrum liefere die Rationale für den Einsatz von hyperforinreichen Johanniskrautextrakten zur therapiebegleitenden Hautpflege bei entzündlichen Hauterkrankungen wie der Neurodermitis.

Entzündungsprozesse führen
zur Bildung freier Radikale


Abgerundet wird das Wirkspektrum von Hyperforin durch eine Schutzwirkung gegen freie Radikale. Dies zeigten Untersuchungen, die Privatdozentin Dr. Martina Meinke von der Dermatologischen Klinik der Charité Universitätsmedizin Berlin im Rahmen des Seminars präsentierte.

Meinke wies darauf hin, dass Entzündungen der Haut immer mit der Bildung freier Radikale einhergehen. Diese werden nicht nur durch UV-Licht, sondern auch den infraroten (IR) und den sichtbaren Teil des Lichtspektrums induziert und können in der Haut mit Hilfe der Elektronenspin-Resonanz-Spektroskopie (ESR) gemessen werden.

Meinke und Mitarbeiter gingen der Frage nach, ob und, wenn ja, in welchem Ausmaß die durch IR-Strahlung induzierte Radikalbildung in der Haut durch vorherige Anwendung einer hyperforinhaltigen Creme unterdrückt werden kann. Zur Klärung dieser Frage wurden eine Ex-vivo- und eine In-vivo-Methode eingesetzt.

Hyperforin-Creme verringert
die Radikalbildung in der Haut


In einem Ex-vivo-Experiment am Schweineohr wurde die Schutzwirkung der Creme im Vergleich zum Vehikel und zu einer cremefreien Probe gemessen. Dabei zeigte sich, dass die hyperforinhaltige Zubereitung die Radikalbildung, die durch die IR-Bestrahlung hervorgerufen wurde, auf 46 Prozent des Wertes der cremefreien Probe verringerte.

In einer anschließenden In-vivo-Untersuchung mit 11 Probanden wurde geprüft, inwieweit sich eine durch sichtbare und durch IR-Strahlung (Bereich 400 bis 2000 Nanometer) erzeugte Radikalbildung mit Hilfe einer hyperforinhaltigen Creme unterdrücken lässt. Die Untersuchung ergab, dass die Radikalbildung nach vierwöchiger Anwendung der Creme auf 24 Prozent des Werts der unbehandelten Kontrolle abnahm.

Die Untersuchungsergebnisse belegen, dass die getestete hyperforinreiche Creme, neben ihrem sonstigen Wirkspektrum, auch vor der Bildung freier Radikale schützt. Als besonders bemerkenswert hob Meinke die Praxisnähe der Testergebnisse der In-vivo-Untersuchung hervor, da die Probanden die Creme während des gesamten Untersuchungszeitraums selbst angewendet hatten.

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