Buchbesprechung
Zoe Diane Draelos (Hrsg.)
Cosmeceuticals
Elsevier Saunders, Philadelphia 2005. 238 Seiten. Gebunden.
Etwa 100,00 Euro. ISBN 1-4160-0244-8
Die Bedeutung der Kosmetologie steht allen Dermatologenweltweit
heute deutlich vor Augen. Dennoch dürfte es europäische Dermatologen
immer nocherstaunen, dass man in den USA wie im vorliegenden Fall eineBuchserie
schaffen kann, dieunter dem Dachbegriff „Procedures in Cosmetic Dermatology“
inzwischen 13 einzelne Monographien umfasst.
Das englischsprachige Werk„Cosmeceuticals“ ist eine dieser
Monographien. Herausgegeben wurde es von der Dermatologin Professor Dr.
Zoe Diane Draelos,die unzweifelhaft zu den weltweit prominentesten Vertreterinnen
der dermatologischen Kosmetologie gehört.
Wer einen Einstieg in das Thema Wirkkosmetik sucht, wird auf das vorliegende
Werk mangels Alternativen nicht leichtverzichten können. Dabei mußsich
der Leser aber auch einiger Begrenzungen bewußt sein, dienicht zuletzt
daraus resultieren,dass die Autoren überwiegend die amerikanische
Sicht der Dinge wiedergeben.
Ein allgemeines Problem des Buchs ist, dass nicht selten eine zurückhaltende,
vergleichsweise allgemeine Formulierung von Gedanken bevorzugt wird. Sowird
in einem kleinen Kapitelzum Thema pH-Wert ausgeführt, dass Kosmetika
mit zuhohem oder zu niedrigem pH-Wert mit dem Säuremantel derHaut
(pH 5,2 bis 5,4) nicht kompatibel seien. Dabei hätte den Leser eher
interessiert, welche Grenzwerte von Fachleuten für wünschenswert
beziehungsweise tolerabel erachtet werden.
Das Kapitel über Wirksamkeitsprüfungen ist kurz, stammt aber
von einem anerkannten Experten, nämlich Dr. Gary L.Grove. Für
den interessierten Leser dürfte das Kapitel aber viel zu kursorisch
sein. So wird im Unterkapitel Hauthydratation zwar auf die Korneometrie
als methodische Möglichkeit hingewiesen, doch es werden keinerlei
weitergehende Informationen angeboten.
Einen großen Teil des Buches macht die Bewertung von einzelnen Wirkstoffen
beziehungsweise Wirkstoffgruppen aus. Auch hier wird oft eher zurückhaltend
formuliert. So wird in einer zusammenfassenden Würdigung von örtlich
eingesetztem Vitamin E ausgeführt, dass „topische Strategien“
womöglich nicht ausreichend seien, um die körpereigene antioxidative
Abwehr in der Haut zu stärken.
Eher erstaunlich ist, dass die Prinzipien der evidenzbasierten Medizin
nicht nur explizit, sondern auch implizit keine wesentliche Beachtung
erfahren. Im Kapitel über Niacinamid wird zwar kurz von der Möglichkeit
der Verminderung der Akne-Schwere gesprochen. Der Beleg dafür in
Form einer randomisierten kontrollierten Studie wird freilich nicht angeführt.
Und das, obwohl in ihrer klinischen Relevanz kaum belegte Anwendungsmöglichkeiten
relativ umfassend dargestellt werden.
Vergleichsweise breiten Raum nehmen Pflanzenextrakte als aktive kosmetische
Inhaltsstoffe ein. Hier verwundert dann wieder, dass etwa Centellaasiatica-Extrakt
nicht angesprochen wird, obwohl dafür in einer kontrollierten Blindstudie
eine vorbeugende Wirkung gegen Schwangerschaftsstreifen gezeigt werden
konnte.
Selbst dann, wenn auf eine Zubereitung eingegangen wird, fehlen gelegentlich
relevante Daten. So wird Hypericum perforatum-Extrakt zwar angesprochen,
doch die kontrollierten Blindstudien mit dem abgeleiteten Präparat
zur Pflege dertrockenen Haut werden nichterwähnt.
Die Bereitwilligkeit, mit der Bilder von Mäusen gezeigt werden, mag
Europäer im Kontext eines Kosmetikbuches erstaunen. Mit einigen kann
man im Rahmen der Lektüre sogar Bekanntschaft schließen, finden
sich doch identische Bilder zur Wirkung von Genistein bei UVB-induzierten
Hautschäden sowohl als Abbildung 18.54 als auch als Abbildung 32.2.
Vergleichsweise ungewöhnlich sind die Schlusskapitel, die sich der
zukünftigen Entwicklung auf dem Gebiet der Kosmezeutika widmen. Gerade
diese Kapitel machen deutlich, dass das Gebiet sich wissenschaftlich betrachtet
unzweifelhaft in einer Aufschwungphase befindet.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Monographie „Cosmeceuticals“
von Draelos in die Handbibliothek all derer gehört, die sich mitaktuellen
Entwicklungen beider Wirkkosmetik befassen.
Prof. Dr. med.
H. C. Korting, München
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