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GD — Gesellschaft für Dermopharmazie e.V.

   
 

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  Ausgabe 2 (2002)

Dermatotherapie
Dexpanthenol
Neues zur Wirksamkeit eines dermatologischen Klassikers


Dexpanthenol wird seit Jahren zur Wundbehandlung und externen Therapie anderer Erkrankungen eingesetzt. Neue Erkenntnisse zur Wirksamkeit dieses klassischen dermatologischen Wirkstoffs ergaben sich in zwei aktuellen Studien mit einer fünfprozentigen Dexpanthenol-Salbe (Bepanthen® Wund- und Heilsalbe). Diese führte bei Anwendung auf künstlich vorgeschädigter Haut zu einer beschleunigten Reparatur der Permeabilitätsbarriere, einer Erhöhung der Hautfeuchtigkeit sowie zu einer Verminderung der Hautrauigkeit und Hautrötung. Außerdem wurde für das Präparat eine antioxidative Wirkung gegenüber UVA-Strahlung nachgewiesen. Über diese Neuigkeiten informierte Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Erhardt Proksch von der Universitäts-Hautklinik Kiel in einem Vortrag anlässlich der 6. Jahrestagung der GD Gesellschaft für Dermopharmazie vom 20. bis 22. März 2002 in Hamburg.zum tagespolitischen Geschehen im Gesundheitswesen.
Dexpanthenolhaltige Lösungen, Cremes und Salben sind seit Jahren fester Bestandteil in der Therapie oberflächlicher Wunden der Haut und der Schleimhäute. Dexpanthenolhaltige Lutschtabletten werden zur Behandlung von Schleimhautläsionen im Mund- und Rachenbereich sowie bei Pantothensäure-Mangelzuständen, zum Beispiel bei chronischen Dialysepatienten mit schmerzhaften Empfindungsstörungen der Füße (Burning Feet-Syndrom), eingesetzt.


Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Erhardt Proksch führte Untersuchungen zur Dermatopharmakologie von Dexpanthenol durch.

Die beobachteten Wirkungen von Dexpanthenol weisen auf die Entdeckung von Pantothensäure (Vitamin B5) hin. Pantothensäure-Mangel führt bei Ver suchstieren zu Wachstumsstillstand, zu Depigmentierungen von Haaren und Federn sowie zu Entzündungen an Haut und Schleimhäuten. Da Dexpanthenol im Gewebe zu Pantothensäure oxidiert wird, erklärt dies seine Wirksamkeit zum Ausgleich eines Pantothensäure-Mangels. Bei anderen Indikationen ist seine Wirkweise dagegen nur teilweise bekannt.

Bedeutung von Pantothensäure
für die Barrierefunktion der Haut


Pantothensäure ist in Form ihres ß-Alaninesters Bestandteil von Coenzym A. Dieses kann im Körper unter anderem zur Aktivierung einer Carbonsäure durch Bildung eines Thioesters, des Acyl-CoA, führen. Über Acyl-CoA werden verschiedene Lipide – Triglyceride, Phospholipide, Sphingolipide und Cholesterol – gebildet. Diese Lipide sind Bestandteile der Haut, der Zellmembran und der Permeabilitätsbarriere im Stratum corneum. Letztere besteht aus proteinreichen Zellen, den Korneozyten, und einem lipidreichen Interzellularraum, in dem die Lipide in bilamellären Schichten angeordnet sind. Während im Bereich der kernhaltigen Epidermis überwiegend Phospholipide und Triglyceride vorhanden sind, dominieren im Stratum corneum Ceramide, Cholesterol und freie Fettsäuren.

Bei einer Veränderung der Lipid zusammensetzung, wie sie durch Wasser und Detergenzien oder durch oberflächliche Verletzung der Haut verursacht werden kann, kommt es zu einer Störung der Permeabilitätsbarriere. Diese äußert sich unter anderem in einer Erhöhung des trans epidermalen Wasserverlusts (TEWL). Als Reparaturmechanismen der Haut werden dann die Cholesterolsynthese, die Synthese freier Fettsäuren und die Ceramidsynthese induziert. Außerdem kommt es zu einem Anstieg der DNA-Synthese, einer epidermalen Hyperproliferation sowie zu einem Anstieg der Langerhanszelldichte als Ausdruck einer immunologischen Reaktion der Haut.



Dexpanthenol beschleunigt die
Regeneration der Hautbarriere


Zur weiteren Aufklärung des Wirkprofils von Dexpanthenol wurde in einer der von Proksch vorgestellten Studien an 20 haut gesunden Probanden der Einfluss der erwähnten fünfprozentigen Dexpanthenol-Salbe auf die Regeneration einer künstlich gestörten Permeabilitätsbarriere untersucht. Die Störung der Barriere erfolgte durch 24-stündige okklusive Applikation einer fünfprozentigen Natriumlaurylsulfatlösung. Anschließend wurden die Salbe und ihre wirkstofffreie Grundlage auf die vorgeschädigte Haut appliziert. Danach wurde durch Messung des TEWL über fünf Tage die Regeneration der Barriere verfolgt.

Durch die Irritation mit Natriumlaurylsulfat kam es zu einem hochsignifikanten Anstieg des TEWL. Dieser ging innerhalb des Beobachtungszeitraums auf unbehandelten Kontrollfeldern nur um etwa 40 Prozent und auf Haut feldern, die mit der Salbengrund lage behandelt wurden, um etwas mehr als 50 Prozent zurück. Nach Applikation der Dexpanthenol-Salbe reduzierte sich der TEWL dagegen um 90 Prozent und erreichte nach fünf Tagen fast wieder den Ausgangswert.

Dexpanthenol wirkt auch
entzündungshemmend


In der gleichen Studie wurden neben dem TEWL auch die Haut feuchtigkeit, die Hautrauigkeit und die Hautrötung gemessen. Dabei zeigte sich, dass die Irritation mit Natriumlaurylsulfat zu einer deutlichen Entzündung und Rötung der Haut führte. Bei unbehandelter Haut ging die chromametrisch erfasste Hautrötung nur langsam zurück und lag am fünften Behandlungstag noch deutlich über den Ausgangswerten. Auch die Salbengrundlage beschleunigte den Rückgang der Hautrötung nur geringfügig.

Im Gegensatz dazu kam es durch Applikation der Dexpanthenol-Salbe zu einer hochsignifikant verminderten Rötung der Haut. Nach fünf Tagen wurden wieder die Ausgangswerte erreicht, die vor der Irritation bestanden. Die getestete Dexpanthenol-Salbe führte somit zu einer wirkstoffabhängigen Entzündungshemmung, aus der sich nach Proksch`s Einschätzung interessante Perspektiven für die Wundbehandlung und die Therapie entzündlicher Hauterkrankungen ergeben.

Auch Hautpflegeeffekte
experimentell bestätigt

Auch die Hydratation, die durch die Irritation mit Natriumlaurylsulfat um etwa die Hälfte reduziert war, ließ sich durch die Dexpanthenol-Salbe günstig beeinflussen. Sie war schon zwei Tage nach der Applikation wieder hochsignifikant erhöht. Außerdem führte die Salbe innerhalb von fünf Tagen zu einer hochsignifikanten Reduktion der durch Natriumlaurylsulfat verursachten Hautrauigkeit.

Die Hydratation und die Hautrauigkeit ließen sich auch durch die Salbengrundlage verbessern, wobei zwischen Verum und Placebo keine signifikanten Unterschiede zu verzeichnen waren. Dies spreche dafür, dass die Grundlage der Dexpanthenol-Salbe eine ausgeprägte Pflegewirkung besitzt, die sich in der Wundbehandlung und der Therapie der trockenen Haut ausnutzen lässt, erklärte Proksch.

Antioxidative Wirkung
gegen UVA-Strahlung


Da Dexpanthenol leicht oxidierbar ist, wird seit Jahren auch eine antioxidative Wirkung der Substanz in biologischen Systemen diskutiert. In der zweiten von Proksch vorgestellten Studie wurde deshalb geprüft, ob topisch appliziertes Dexpanthenol in der Haut antioxidativ wirkt. Hierfür wurden die Dexpanthenol-Salbe und die Salbengrundlage bei zehn Probanden zweimal täglich über sieben Tage auf dem Rücken aufgetragen. Ein Testfeld blieb unbehandelt, und ein weiteres wurde einmalig mit Tocopherol, dem Standard für antioxidative Substanzen, behandelt. Anschließend erfolgte eine UVA-Bestrahlung und danach eine Lipidextraktion sowie eine Bestimmung des Gehalts an Squalenhydroperoxid über hochdruckflüssigkeitschromatographische Methoden.

Dabei wurde für die Salbengrundlage nur eine geringe Wirksamkeit gefunden. Die Dexpanthenol-Salbe führte dagegen zu einer hochsignifikanten Inhibition der UVA-bedingten Peroxidation, die nahezu der des Standards Tocopherol entsprach. Dexpanthenol besitzt demnach eine antioxidative Wirkung, aus der sich weitere Einsatzmöglichkeiten für Dexpanthenolhaltige Externa ergeben. (ghw/jk)

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