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GD — Gesellschaft für Dermopharmazie e.V.

   
 

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Sonderheft

 


Ausgabe 2 (2005)


Dermokosmetik
Interdisziplinärer Fortschritt zum Wohle der Haut
Entwicklungen in der Dermokosmetik


Die Dermokosmetik stellt ein wesentliches Arbeitsgebiet der Gesellschaft für Dermopharmazie dar und war daher auch Gegenstand des wissenschaftlichen Symposiums „Interdisziplinärer Fortschritt zum Wohle der Haut“, das die Gesellschaft anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens am 2. Juli 2005 in Mönchengladbach ausrichtete. Die inhaltlichen Schwerpunkte waren die von der GD herausgegebenen Leitlinien zu dermokosmetischen Themen, kosmetische Wirkstoffe gegen die intrinsische Hautalterung sowie neue Erkenntnisse zur Galenik und Wirksamkeitsprüfung von Sonnenschutzmitteln.
Professor Dr. Ulrike Heinrich, Witten, führte mit ihrem Vortrag zum Thema „Dermokosmetik: Vom Anspruch zur Realität im Spiegel von Leitlinien“ in die Produktkategorie der Dermokosmetika ein und gab zugleich einen Eindruck von der Vorgehensweise, nach der in der GD Leitlinien zur Dermokosmetik entwickelt werden. Professor Heinrich gehört dem Vorstand der GD an und ist gleichzeitig amtierende Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Wissenschaftliche und Angewandte Kosmetik.

Unter Dermokosmetika werden nach Definition der GD Kosmetika verstanden, die besondere Anforderungen an die Qualität und die Dokumentation erfüllen und ihren Anwendungszweck unter Mitberücksichtigung dermatologischer und pharmazeutischer Gesichtspunkte erreichen. Die Dokumentation der Produkteigenschaften bildet eine wesentliche Voraussetzung für die anwendungsorientierte Beratung durch Hautärzte und Apotheker.

Dermokosmetika im
Spiegel von Leitlinien


Die bisher vorliegenden GD-Leitlinien zur Dermokosmetik befassen sich mit Mitteln zur Reinigung und Pflege trockener und zu Akne neigender Haut sowie mit dem dermokosmetischen Sonnenschutz und mit beruflichen Hautschutzmitteln. Alle Leitlinien haben nur empfehlenden Charakter. Sie sollen einerseits den Herstellern als Orientierungshilfe bei der Entwicklung und Prüfung ihrer Präparate dienen und andererseits Ärzte und Apotheker bei der Beratung insbesondere von Personen mit speziellen Hautproblemen unterstützen. Gesetzliche Änderungen werden dagegen mit den Leitlinien nicht angestrebt.

Die Leitlinien sind einheitlich gegliedert. Auf die Präambel, die Definitionen der behandelten Produktklassen und die Festlegung der Zielgruppen folgen die zentralen Elemente, in denen Angaben zu Formulierungen und Inhaltsstoffen, zu erwünschten Wirkungen und Wirksamkeitsnachweisen sowie zu unerwünschten Wirkungen und Verträglichkeitsnachweisen gemacht werden. Weitere Inhalte betreffen die Dokumentation, die Literatur und das Verfahren zur Konsensbildung. Die Inhalte der Leitlinie „Dermokosmetika zur Reinigung und Pflege trockener Haut“ wurden außerdem in Form einer für breite Anwenderkreise verständlichen Ratgeberbroschüre aufbereitet.

Professor Dr. Ulrike Heinrich, Mitglied des Vorstands der GD, und Professor Dr. Rolf Daniels, Leiter der GD-Fachgruppe Dermokosmetik, moderierten die Vorträge zur Dermokosmetik und waren beide auch als Referenten tätig.

Dermokosmetischer
Sonnenschutz


Nach den eher allgemeinen Ausführungen stellte Heinrich die Leitlinie zum dermokosmetischen Sonnenschutz im Detail vor. Zu den Zielgruppen dieser Leitlinie zählen Kinder, die noch keine ausreichende Abwehr gegen UV-Licht besitzen, Personen mit besonders heller Haut, Allergien oder Überempfindlichkeiten gegen bestimmte Produkte und Inhaltsstoffe, Patienten mit Hauterkrankungen sowie Personen, die berufsbedingt einer besonders starken UV-Exposition ausgesetzt sind.

Die Leitlinie enthält Angaben zur Wirksamkeit und Verträglichkeit der Inhaltsstoffe, wobei nicht nur der UVB-, sondern auch der UVA-Schutz berücksichtigt wird. Neben den Filtersubstanzen werden beispielweise auch Antioxidanzien und Radikalfänger erwähnt. Als Nachweis für die UVB-Schutzwirkung wird die in vivo an Probanden anwendbare internationale Norm herangezogen, die vor zwei Jahren aus der europäischen COLIPA-Norm entwickelt wurde. Problematischer ist dagegen der bisher nur in vitro messbare UVA-Schutz, um den es auch in einem späteren Vortrag von Professor Dr. Rolf Daniels ging.

Im Rahmen der Diskussion zum Vortrag von Professor Heinrich machte der stellvertretende GD-Vorsitzende Professor Dr. Hans Christian Korting auf die Unterscheidung zwischen kurz- und langfristigen Folgen übermäßiger UV-Exposition aufmerksam. Die In-vivo-Methode zur Prüfung des UVB-Schutzes ziele nur auf die Vermeidung des kurzfristig entstehenden Sonnenbrandes, doch seien auch Methoden notwendig, mit denen die Vorbeugung gegen langfristige Effekte wie aktinische Keratosen geprüft werden könne. Zwar sei mit jedem Lichtquant, das die Haut nicht erreicht, auch eine Prävention gegen solche Spätschäden zu erwarten, doch stehe der direkte Nachweis dafür noch aus.

Die Anforderungen an Dermokosmetika sind heute im Spiegel von Leitlinien zu betrachten. Die Gesellschaft für Dermopharmazie hat inzwischen vier Leitlinien zu dermokosmetischen Themen entwickelt und im interdisziplinären Konsens verabschiedet.

Wirkstoffe gegen die
intrinsische Hautalterung


In einem weiteren Vortrag nahm die Dermatologin Dr. Eva-Maria Meigel, Hamburg, eine wissenschaftliche Bewertung der derzeit im Trend liegenden kosmetischen Wirkstoffe gegen die intrinsische Hautalterung vor. Im Unterschied zur extrinsischen Hautalterung durch äußere Einflüsse wie Licht, Ernährung, Rauchen und die sonstige Lebensführung ist die intrinsische Alterung im Zeitverlauf vorgegeben. Die steigende Lebenserwartung und der große Anteil der Älteren an der Gesamtbevölkerung erhöhen die praktische Bedeutung dieses Effektes und führen zu einem wachsenden Markt für Produkte, die in die Alterungsprozesse eingreifen.

Die Hamburger Dermatologin Dr. Eva-Maria Meigel ist schon seit 1997 Mitglied der GD. In ihrem Vortrag beim Symposium der GD nahm sie eine wissenschaftliche Bewertung der derzeit im Trend liegenden kosmetischen Wirkstoffe gegen die intrinsische Hautalterung vor. Dabei machte sie deutlich, dass es für die äußerliche Anwendung dieser Wirkstoffe nur für wenige eine wirklich gute Studienlage gibt. Mehr Evidenz gebe es dagegen für den systemischen Einsatz solcher Stoffe, wie sie zum Beispiel in Form von Kapselpräparaten angeboten werden.

Da die intrinsische Hautalterung wesentlich durch freie Radikale verursacht wird, gelten Antioxidanzien als wirksame Gegenmittel. So vermindert Vitamin E die Oxidation mehrfach ungesättigter Fettsäuren und verbessert bei topischer Anwendung in fünfprozentiger Konzentration die Hydratation und das Wasserbindungsvermögen der Haut im Vergleich zum Vehikel. Vitamin C stimuliert die Ceramidsynthese in der Epidermis und wirkt als Co-Faktor für die Kollagensynthese. Es sollte mit Vitamin E kombiniert werden, da es dessen antioxidatives Prinzip regeneriert.

Coenzym Q 10 dient vorwiegend in den Mitochondrien zur Synthese von ATP. Ab dem 35. Lebensjahr ist typischerweise eine geringere Konzentration von Coenzym Q 10 festzustellen. Außerdem wird seine Synthese durch die Einnahme von Statinen gehemmt, weil es im Rahmen der Cholesterinsynthese gebildet wird. Es könne daher den Anwendern von Statinen zur Substitution empfohlen werden.

Das sowohl wasser- als auch fettlösliche Antioxidans alpha-Liponsäure wirkt ebenfalls in den Mitochondrien und bietet einen antiinflammatorischen Effekt. Obwohl zu dieser Substanz bisher nur wenige gute Studien existieren, wird sie in den USA bereits vielfach zu kosmetischen Zwecken eingesetzt, so dass eine ähnliche Entwicklung auch in Europa zu erwarten ist.

Phytoestrogene als
Hormonersatz


Insbesondere bei Frauen wird die intrinsische Hautalterung wesentlich durch den Mangel an Sexualhormonen nach der Menopause vorangetrieben. Angesichts der vielfältig diskutierten unerwünschten Wirkungen einer Hormonsubstitution sei möglichst eine Hormonwirkung ohne Hormonnebenwirkungen gefragt. Hierfür böten sich Phytoestrogene an, wie sie zum Beispiel in Soja oder Rotklee enthalten sind.

Das günstige Wirkprofil dieser Substanzen sei damit zu erklären, dass sie primär die beta-Estrogenrezeptoren und weniger die an der Brust lokalisierten alpha-Rezeptoren besetzen. Mit ihrer hohen Rezeptoraffinität würden sie sogar die natürlichen Liganden verdrängen, dabei aber nur eine um den Faktor 100 bis 1000 verringerte intrinsische Aktivität im Vergleich zu Estradiol aufweisen.

Für den systemischen Einsatz der Phytoestrogene bestehe eine gute Studienlage, doch gebe es weniger Evidenz für die topische Anwendung. Es wird über verbesserte Feuchtigkeit und geringere Rauigkeit der Haut berichtet.

DMAE und
Nutrikosmetika


Gegen das so genannte Gravitationsaltern, das Heruntersinken der Haut insbesondere im Kinnbereich, wird beispielsweise 2-Dimethyl-aminoethanol (DMAE) eingesetzt, das auch in einem bekannten apothekenpflichtigen Kapselpräparat zur Besserung des Allgemeinbefindens enthalten ist. DMAE soll die Membranstabilität verbessern, doch sei der positive Effekt in Studien nach etwa zwei Wochen wieder zurückgegangen.

Als neuer Trend gegen die intrinsische Hautalterung sind nach Einschätzung von Meigel die in Frankreich bereits vielfach eingesetzten Peptide mit Botulinumtoxin A ähnlicher Wirkung zu erwarten. Deren proklamierte faltenglättende Wirkung sei wissenschaftlich bislang jedoch noch nicht belegt.

Darüber hinaus werde die „Nutrikosmetik“ mit Nahrungsergänzungsmitteln an Bedeutung zunehmen. Die Ernährung sei in der Dermatologie lange Zeit vernachlässigt worden, doch beeinflusse sie nachhaltig den Alterungsprozess der Haut. Damit biete sich für die als „Nutrikosmetika“ bezeichneten Nahrungssupplemente ein beträchtlicher Markt.

Galenik von innovativen
Sonnenschutzmitteln


Die Anforderungen an Sonnenschutzmittel ergeben sich nach Einschätzung von Professor Dr. Rolf Daniels, Tübingen, dem Leiter der GD-Fachgruppe Dermokosmetik, aus einem Kommentar des Bundesinstituts für Risikobewertung. Demnach sollten Sonnenschutzmittel eine starke Schutzwirkung gegen UVA- und UVB-Strahlen mit möglichst geringer Filtermenge erzielen. Da sich dieser Effekt stets aus der Gesamtformulierung ergebe, sei die Galenik für die Wirksamkeit wesentlich mit verantwortlich und erkläre deren Bedeutung für die Konzeption von Sonnenschutzmitteln.

Daniels beschrieb, wie die Suche nach tensidfreien Sonnenschutzmitteln über polymerhaltige Hydrodispersionsgele zu Pickerung-Emulsionen geführt hat, die durch Feststoffpartikel an der Oberfläche der Emulsionströpfchen stabilisiert werden. Mit Titandioxid als Feststoff lässt sich durch die Auswahl eines organischen Coatings für die Feststoffpartikel der Benetzungswinkel an den Emulgatortröpfchen variieren und so der Emulsionstyp beeinflussen.

Im Zuge des Antiaging-Trends wünschen sich viele Menschen ein jüngeres Aussehen als es ihrem natürlichen Lebensalter entspricht. Inwieweit hierbei kosmetische Mittel und als „Nutrikosmetika“ bezeichnete Nahrungssupplemente hilfreich sein können, wurde beim Symposium anlässlich des zehnjährigen Bestehens der GD ausgiebig diskutiert.

Methoden zur Messung
des UV-Schutzes


Der Schutz vor UVB-Strahlung zielt kurzfristig auf die Verhinderung von Sonnenbrand und langfristig auf die Prävention von Hautkrebs. Die UVA-Strahlen werden für die Hautalterung, Lichtdermatosen und ebenfalls für die Entstehung von Hautkrebs verantwortlich gemacht. Während der Schutz vor UVB-Strahlen mit dem üblicherweise deklarierten Lichtschutzfaktor nach internationaler Norm (sun protection factor, SPF) ausgedrückt wird, wird über ein geeignetes Verfahren zur Messung des UVA-Schutzes noch diskutiert.

Zunächst hatte sich zur Bewertung des UVA-Schutzes der so genannte australische Standard etabliert. Die darauf basierende In-vitro-Methode beschreibt aber nur das Erfüllen eines definierten Minimalniveaus. Je stärker der UVB-Schutz eines Sonneschutzmittels ist, umso weniger reicht dieser minimale UVA-Schutz bei den dann zu erwartenden längeren Expositionszeiten aus. Der deklarierte UVB-Schutz und die fehlende physiologische Warnung durch ein Erythem kann die Anwender in falscher Sicherheit wiegen und damit eine übermäßige UVA-Exposition provozieren.

Seit Februar 2005 steht nun jedoch eine Deutsche Industrienorm (DIN 67502) zur Verfügung, die eine quantitative Angabe zum UVA-Schutz liefert. Das Besondere an dieser Methode ist, dass zunächst der UVA- und der UVB-Schutz des Prüfproduktes in vitro bestimmt und anschließend die erhaltenen Messwerte zum in vivo ermittelten UVB-Lichtschutzfaktor in Beziehung gesetzt werden. Das Ergebnis dieser Rechnung wird als UVA-Bilanz bezeichnet.

UVA-Bilanz von
Sonnenschutzmitteln


Anlass zu einer intensiven Diskussion gaben die von Daniels durchgeführten Untersuchungen zur Wirksamkeit handelsüblicher Sonnenschutzmittel. Dabei ergaben sich erhebliche Unterschiede in der UVA-Bilanz von Produkten, die alle den australischen Standard erfüllen. Interessanterweise wurde für Markenprodukte von Herstellern, die sich seit Jahren intensiv in Forschung und Entwicklung mit dem Sonnenschutz beschäftigen, ein im Mittel um bis zu 75 Prozent höherer UVA-Schutz gefunden als für Discounterprodukte von Billiganbietern. Dieses Ergebnis sei in Anbetracht der hohen Herstellkosten für Zubereitungen mit hohem UVA-Schutz nicht verwunderlich.

Ein optimales Sonnenschutzmittel sollte nicht nur vor Sonnenbrand, sondern möglichst auch vor den langfristig auftretenden Hautschäden der UV-Strahlung schützen. Hierfür ist neben einem hohem Lichtschutzfaktor gegen UVB-Strahlung auch ein adäquater UVA-Schutz notwendig.

Einige Diskussionsteilnehmer übten Kritik an der von Daniels eingesetzten neuen DIN-Methode, weil sie die Dauer des Schutzeffektes unberücksichtigt lasse und keinen biologischen Endpunkt verwende, der für die langfristigen Folgen der UVA-Exposition relevant sei. Außerdem müsse die Stabilität der Filtersubstanzen über eine mehrstündige Anwendung untersucht werden.

Einig waren sich die Tagungsteilnehmer jedoch über die große Bedeutung des UVA-Schutzes. Einige zeigten sich verwundert, dass in einer kürzlich veröffentlichten Untersuchung von Stiftung Warentest nur der UVB-Schutz verglichen und zur Bewertung herangezogen wurde, obwohl die erwähnte DIN-Methode zur Bestimmung der UVA-Bilanz zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits existierte.

Nach Auffassung von Daniels sollte die Chance, die UVA-Bilanz zu erfassen, jetzt nicht durch einen langen Streit über das Messverfahren vertan werden. Für ein zeitgemäßes Sonnen-schutzmittel fordert er eine UVA-Bilanz von mindestens 40, besser 50. Doch sollten diese Werte nicht auf der Packung deklariert werden, um die Verbraucher nicht mit weiteren Angaben neben dem UVB-Lichtschutzfaktor zu verwirren. tmb/jk

GD-Stellungnahme zum UVA-Schutz von Sonnenschutzmitteln

Die Ausführungen von Professor Daniels zum UVA-Schutz von Sonnenschutzmitteln hat die GD zum Anlass genommen, eine Stellungnahme zu diesem Thema zu erarbeiten. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieser Ausgabe von DermoTopics stand die Stellungnahme kurz vor der Fertigstellung und wird in Kürze unter der GD-Homepage (www.gd-online.de) veröffentlicht.



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