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GD — Gesellschaft für Dermopharmazie e.V.

   
 

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  Ausgabe 2 (2002)

Dermopharmazie aktuell
6. GDJahrestagung vom 20. bis 22. März 2002 in Hamburg
Breit gefächerte Information und interdisziplinärer Wissenstransfer

Die GD Gesellschaft für Dermopharmazie e. V. richtet ihr Hauptaugenmerk auf Maßnahmen zur Prävention und Therapie von Hautkrankheiten. Ein wichtiges Forum für den interdisziplinären Wissens und Gedankenaustausch zwischen Dermatologen, Apothekern, Wissenschaftlern, Industrievertretern und anderen Experten ist die Jahrestagung der GD, die in diesem Jahr vom 20. bis 22. März an der Universität Hamburg stattfand. Die wissenschaftliche Tagungsleitung hatten mit Professor Dr. med. Martina Kerscher, Hamburg, und Professor Dr. Rolf Daniels, Braunschweig, eine Dermatologin und ein pharmazeutischer Technologe übernommen. Rund 250 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erlebten ein umfangreiches Programm, das alle Teilgebiete der Dermopharmazie abdeckte.
Den Vorsitzenden der GD, Dr. Joachim Kresken, Viersen, erfüllte es mit Stolz, dass die gesamte Tagung allein durch Mitglieder und Freunde der Gesellschaft sowie den ihr eigenen Wirtschaftsbetrieb, die ID-Institute for Dermopharmacy GmbH, organisiert werden konnte. Gefördert wurde die Tagung durch zahlreiche Sponsoren, denen der Vorsitzende in seiner Begrüßungsansprache für ihre großzügige Unterstützung dankte. Kresken betonte, dass das Programm einer GD-Jahrestagung noch nie so breit gefächert gewesen sei wie in diesem Jahr. Neben dem wissenschaftlichen Hauptprogramm mit Vorträgen aus den Bereichen Dermopharmazeutische Chemie und Qualitätssicherung, Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie, Dermokosmetik sowie Dermatopharmakologie und Dermatotherapie fanden Workshops zu den Themen „Praxisnah rezeptieren im 3. Jahrtausend” und „Dermokosmetischer Sonnenschutz” statt, die von den GD-Fachgruppen Magistralrezepturen beziehungsweise Dermokosmetik organisiert wurden. Ebenfalls im Programm war ein Satellitensymposium mit dem Titel „Kosmetika wirksam und sicher”, das vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e. V. (IKW) ausgerichtet wurde.


Der GD-Vorsitzende, Dr. Joachim Kresken, bei seiner Eröffnungsansprache zur 6. GD-Jahrestagung

Erstmalig umfasste das Tagungsprogramm auch eine wissenschaftliche Posterausstellung. Außerdem hatten die Tagungsteilnehmer Gelegenheit zu einer Besichtigung des Auftragsforschungsinstituts proDERM in Schenefeld bei Hamburg. Ein weiterer Programmpunkt war das 3. Symposium „Gesundheitsökonomie in der Dermatologie”. Diese von der Forschungsgruppe Pharmakoökonomie und Outcomes Research der UniversitätsHautklinik Freiburg organisierte Veranstaltung wurde erstmalig in Kooperation mit der GD ausgerichtet (siehe gesonderter Bericht ab Seite 16). Abgerundet wurde die 6. GD-Jahrestagung durch eine Abendveranstaltung am 21. März in dem traditionsreichen Hamburger Restaurant „Historischer Gasthof Anno 1750”. Im Rahmen dieser Veranstaltung ehrte die GD ihren Stellvertretenden Vorsitzenden, Professor Dr. med. Hans Christian Korting, München, der an diesem Tag 50 Jahre alt wurde.


Austragunsort der 6. GDJahrestagung war der neu errichtete Westflügel des Hauptgebäudes der Universität Hamburg an der Edmund-Siemers-Allee.



Tissue Engineering in der Dermatologie

Das wissenschaftliche Hauptprogramm der 6. GD-Jahrestagung begann mit einem Grundsatzreferat von Professor Dr. med. Erwin Schöpf, Freiburg, dem ehemaligen Präsidenten der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. Schöpf widmete sich der Frage, ob die Biotechnologie und das so genannte Tissue Engineering für die Dermatologie ein Weg in die Zukunft sind. Unter Tissue Engineering wird allgemein die Entwicklung eines biologischen Ersatzes zur Wiederherstellung beziehungsweise Erhaltung oder Verbesserung einer Gewebefunktion verstanden. Durch Züchtung und Transplantation autologer Zellen lassen sich immunologische Abwehrreaktionen und Infektübertragungen, wie sie bei allogenem Gewebeersatz zu befürchten sind, vermeiden. Schöpf betonte, dass beim Einsatz dieser Technologie die Einhaltung der GMP-Richtlinien eine entscheidende Rolle spielt.

Eine Anwendung des Tissue Engineering in der Dermatologie ist die Transplantation autologer Keratinozyten zur Behandlung chronischer Wunden. Hierbei handele es sich zwar um eine teure Technologie, doch da sie im Regelfall keinen stationären Aufenthalt erfordere, sei sie vor allem für die Behandlung großer, über Monate bestehender Wunden trotzdem häufig kostengünstiger als herkömmliche Behandlungsverfahren, erklärte Schöpf. Ein weiteres Anwendungsgebiet des Tissue Engineering in der Dermatologie sieht er in der Therapie der Vitiligo, die durch Transplantation autologer Melanozyten behandelt werden könne.


Professor Dr. med. Erwin Schöpf informierte über das Tissue Engineering.

Darüber hinaus böten sich interessante Möglichkeiten zur Kompensation genetisch determinierter Defekte durch Transfektion gesunder Gene in autologe Zellen von Erkrankten. So seien Anwendungen des Tissue Engineering zum Beispiel bei Epidermolysis bullosa hereditaria, Xeroderma pigmentosum und verschiedenen IchthyosisFormen vorstellbar.

Peptide als
Konservierungsmittel interessant

In der Vortragsreihe „Dermopharmazeutische Chemie und Qualitätssicherung” ging es um neue Konservierungsstoffe sowie um Qualitätsprobleme von dermopharmazeutischen Ausgangsstoffen. Konservierungsstoffe werden dermalen Zubereitungen bekanntlich zum Schutz vor mikrobiellen Kontaminationen zugesetzt. Da jedoch keiner der derzeit verfügbaren Konservierungsstoffe alle Anforderungen ideal erfüllt, wird auf diesem Gebiet ständig nach Alternativen gesucht. Professor Dr. Claudia Valenta vom Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie der Universität Wien stellte Wege zur Entwicklung neuer Konservierungsstoffe auf der Basis von Peptiden vor. Solche Stoffe ließen sich inzwischen relativ kostengünstig mit biotechnologischen Verfahren synthetisieren, erklärte die Referentin.


Professor Dr. Claudia Valenta stellte Konservierungsmittel auf Peptidbasis vor.

Zur praktischen Verwendung in Betracht kommen zum Beispiel Derivate der Peptide Nissin und Lysozym. Da Nissin und Lysozym jedoch fast nur gegen grampositive Bakterien wirken, wurde nach Möglichkeiten gesucht, das Wirkspektrum dieser Substanzen auf gramnegative Keime zu erweitern. Bei Nissin gelang dies durch Chelatbildung mit einem ChitosanEDTAGel. Lysozym wurde in kovalenter Bindung an Zimtaldehyd, Zimtsäure und Kaffeesäure gekoppelt – Verbindungen, die auch gegen gramnegative Erreger wirksam sind. Von den so hergestellten Konjugaten zeigten die Lysozym-Kaffeesäurekonjugate, bei Einsatz in verschiedenen Hydrogelen, eine ausgeprägte antimikrobielle Aktivität gegenüber dem gramnegativen Modellkeim Escherichia coli. Da jedoch die Wirksamkeit von Lysozym gegen grampositive Bakterien durch die Kopplung an Kaffeesäure abgeschwächt wird, empfahl die Referentin für den praktischen Gebrauch den Einsatz einer 1:1Mischung von Konjugat und freiem Lysozym.

Lysozym-Kaffeesäurekonjugate sind auch deshalb als mögliche neue Konservierungsstoffe interessant, weil sie aufgrund ihres hohen Molekulargewichts praktisch nicht in die Haut penetrieren. Die antimikrobielle Wirkung muss jedoch nach Angaben der Referentin in jedem Vehikel überprüft werden, da eine Wirkverminderung der Konjugate durch adsorptive Bindung an Vehikelbestandteile nicht auszuschließen sei.

Mit Problemen der Qualitätssicherung von Ausgangsstoffen für die Herstellung von Dermatika befasste sich Dr. Beate Hirrlinger, Stuttgart. Sie machte am Beispiel des Wirkstoffs Erythromycin, von dem 1998 sieben Chargen wegen verbotener Lösungsmittelrückstände zurückgerufen wurden, die Notwendigkeit GMPkonformer Prüfzertifikate deutlich. Da Verunreinigungen wie die beobachteten Lösungsmittelrückstände vom pharmazeutischen Hersteller selbst durch eine noch so gewissenhafte analytische Eingangskontrolle nur schwer zu erfassen seien, müssten die mit gelieferten Prüfzertifikate auf einer geschlossenen Informationskette beruhen. Diese müsse von der Synthese über alle Transport und Umpackvorgänge bis hin zur Verarbeitung in der pharmazeutischen Industrie beziehungsweise in der Apotheke reichen. Ohne eine solche Informationskette seien die Qualität des Ausgangsstoffes und damit die Sicherheit des herzustellenden Arzneimittels nicht zu gewährleisten.


Insgesamt 250 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sorgten an allen Veranstaltungstagen der 6. GD-Jahrestagung für voll besetzte Hörsäle.


Innovative Trägersysteme
für dermale Anwendungen

Im Rahmen der Vortragsreihe „Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie” stellte Professor Dr. Rainer Helmut Müller, Berlin, eine neue Generation von Wirkstoffträgern für dermale Anwendungen vor. Hierbei handelt es sich um nanostrukturierte Lipidcarrier (NLC), für die Müller zahlreiche Einsatzmöglichkeiten sowohl in topischen Arzneimitteln wie auch in kosmetischen Präparaten sieht.


Professor Dr. Rainer Helmut Müller ist Experte für dermale Trägersysteme.



Nachdem Mitte der 80er Jahre zunächst Liposomen als Wirkstoffträger in topische Formulierungen eingeführt wurden, kam es Anfang der 90er Jahre zur Entwicklung der festen Lipid-Nanopartikel (Solid Lipid Nanoparticles, SLN). Letztere werden derzeit insbesondere für pharmazeutische Anwendungen weltweit erforscht. Dabei sind neben zahlreichen günstigen Eigenschaften die begrenzte Beladungskapazität und ein zu großer Wasseranteil in der Partikeldispersion als Nachteile dieser Wirkstoffträger erkannt worden.

Bei den neuen NLC bilden räumlich sehr unterschiedliche Lipide eine weniger stark geordnete Matrix aus, die sich mit höheren Konzentrationen lipophiler Wirkstoffe beladen lässt, als dies bei den SLN der Fall ist. Erst beim Übergang der Matrix in eine geordnetere Modifikation wird der inkorporierte Wirkstoff ausgestoßen. Mit Hilfe eines speziellen Produktionsverfahrens lassen sich die NLC zu Partikeldispersionen mit der Konsistenz einer Creme oder Paste verarbeiten. Auf der Haut bilden sie einen Film aus, der nach Müllers Angaben den transepidermalen Wasserverlust vermindert und die Hautfeuchtigkeit erhöht. Außerdem kann durch die Filmbildung die Penetration von Wirkstoffen gesteigert werden. Die feste Lipidmatrix der NLC schützt labile Stoffe vor frühzeitigem Abbau und verlängert so die Haltbarkeit der betreffenden Zubereitungen.


Auch die 6. GD-Jahrestagung stieß wieder auf enorme Medienresonanz. Neben den Fachkreisen wurde auch die breite Öffentlichkeit über die Tagung informiert. Die Berichterstattung in Presse, Funk und Fernsehen erreichte über acht Millionen Verbraucher.

Hinweise zu
dermatopharmakokinetischen Fragen

In zwei weiteren Vorträge aus dem Bereich der pharmazeutischen Technologie wurden Ergebnisse dermatopharmakokinetischer Untersuchungen vorgestellt. Professor Dr. Christel Müller-Goymann von der Universität Braunschweig berichtete über Untersuchungen zur Liberation und Permeation von Hydrocortison aus verschiedenen Arzneibuchgrundlagen (Hydrophile Salbe, Wasserhaltige Hydrophile Salbe, Wollwachsalkoholsalbe, Wasserhaltige Wollwachsalkohol-salbe). Bei Einarbeitung von einem Prozent Hydrocortison in diese Grundlagen ergaben sich in allen Fällen Suspensionszubereitungen, aus denen der Arzneistoff unterschiedlich schnell freigesetzt wurde. Auf die Permeationsgeschwindigkeit des Wirkstoffs durch exzidiertes humanes Stratum corneum hatte die unterschiedlich schnelle Freisetzung jedoch keinen Einfluss. Sie war in allen Fällen gleich und konnte nur durch die zusätzliche Einarbeitung von Penetrationsförderern verändert werden.

Dr. Ulrich Schäfer, Saarbrücken, informierte über die Ergebnisse von Penetrationsuntersuchungen mit dem Modellarzneistoff Flufenaminsäure, mit denen ein Beitrag zur Klärung der allgemeinen Frage geleistet werden sollte, inwieweit Ergebnisse von In-vitro-Penetrationsmodellen mit denen von In-vivo-Experimenten korrelieren. Bei seinen Untersuchungen mit Flufenaminsäure fand Schäfer für die in verschiedenen In-vitro-Modellen ermittelten Ergebnisse eine lineare Korrelation mit In-vivo-Daten. Er zeigte sich deshalb optimistisch, dass die kostengünstigeren und weniger zeitaufwändigen In-vitro-Verfahren bei der Entwicklung neuer Arzneimittel zur dermalen oder transdermalen Applikation in Zukunft verstärkt zum Einsatz kommen können.


Erstmalig fand anlässlich einer GD-Jahrestagung auch eine wissenschaftliche Posterausstellung statt.


Zulassung von Dermatika
bedarf zahlreicher Daten

Mit einem Referat über Probleme bei der Zulassung von Dermatika leitete Professor Dr. med. Roland Niedner, Potsdam, die Vortragsreihe zur Dermatoparmakologie und –therapie ein. Wenn ein neues Dermatikum zugelassen werden soll, oder wenn sich der Wirkstoff oder die Formulierung geändert hat, müssen ein Nachweis zur Wirksamkeit und Verträglichkeit sowie gebenenfalls Daten zur Dosisfindung erbracht werden, erklärte Niedner.

Die Prüfung der dermalen Verträglichkeit müsse immer mit der Originalformulierung erfolgen, wobei ein Referenzprodukt und die jeweilige Grundlage als Kontrollen mit zu testen seien. Als Prüfmethode sollte der klassische Irritationspatchtest eingesetzt werden. Die Auswertung dieses Tests könne durch Ermittlung des primären Irritationsindex gemäß ISO 10993-10 erfolgen, der eine Zuordnung der Verträglichkeit in bestimmte Kategorien erlaubt. Über die Prüfung der primären Irritation hinaus könne die Notwendigkeit bestehen, auch das Sensibilisierungspotential am Meerschweinchen zu bestimmen sowie Untersuchungen zur Phototoxizität und Photosensibilisierung durchzuführen.


Professor Dr. med. Roland Niedner sprach über Zulassungsprobleme.

Wenn für ein topisches Dermatikum Äquivalenz zu einem schon bekannten Präparat nachzuweisen ist, müssten in vergleichenden klinischen Studien oder gegebenenfalls mit In-vitro-Untersuchungen Daten zur Pharmakodynamik und Pharmakokinetik ermittelt werden. Außerdem seien Untersuchungen zur Freisetzung, Penetration und Permeation des Wirkstoffs sowie zum zeitlichen Ablauf der Wirkstoffkon-zentration im Stratum corneum und zum Steady-state-level durchzuführen.

In der Diskussion des Vortrags kam auch die vom Gesetzgeber verabschiedete Aut-idem-Regelung zur Sprache. Dabei bestand Konsens, dass die Voraussetzungen für die Austauschbarkeit wirkstoffidentischer topischer Dermatika nur dann gegeben sind, wenn Bioäquivalenz durch die von Niedner angesprochenen Untersuchungen festgestellt worden ist. Da solche Untersuchungen bisher jedoch nicht in ausreichendem Maße durchgeführt wurden, sollten wirkstoffidentische topische Dermatika von der Aut-idem-Regelung ausgenommen werden. Diese Auffassung vertritt die GD in einer Stellungnahme, die anlässlich der 6. GD-Jahrestagung der Öffentlichkeit übergeben und sowohl unter der GD-Homepage (www.gd-online.de) als auch in DermoTopics (Ausgabe 1/2002, Seite 4 – 5) veröffentlicht wurde.


Die angenehme Atmosphäre des neuen Universitätsgebäudes bot den Tagungsteilnehmern beste Bedingungen für den bei GD-Jahrestagungen
üblichen interdisziplinären und interinstitutionellen Gedankenaustausch.


Neues zu Povidon-Iod,
Dexpanthenol und Ciclopirox

In weiteren Vorträgen zur Der-matotherapie wurden Neuigkeiten zu bekannten dermatologi-schen Wirkstoffen vorgestellt. Dr. med. Karen Reimer, Limburg, informierte über einen neuartigen liposomalen Komplex des Antiseptikums Povidon (PVP)-Iod. Dieser Komplex verbindet die Wassertransportfunktion, die gute Verträglichkeit und die gezielte topische Aktivität der Liposomen mit der mikrobiziden Aktivität des antiseptischen Wirkstoffs. Der Komplex erfüllt damit gleichzeitig die beiden in der Wundbehandlung angestrebten Aspekte der Infektionsverhütung und der Förderung der Gewebereparatur, was nach Angaben der Referentin in Tierversuchen sowie in präklinischen und klinischen Studien bestätigt wurde.

Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Erhardt Proksch von der Universitäts-Hautklinik Kiel stellte die Ergebnisse einer Placebo kontrollierten Studie mit einer im Handel befindlichen Dexpanthenol-Salbe vor. Die Behandlung mit dieser Salbe führte zu einer beschleunigten Reparatur der mit Natriumlaurylsulfat vorgeschädigten Hautbarriere, einer Erhöhung der Hydratation des Stratum corneums, einer Verminderung der Hautrauigkeit sowie einer Reduktion der Hautrötung als Zeichen einer Entzündungshemmung. Ausführlichere Informationen zu dieser und einer weiteren Studie lesen Sie in einem gesonderten Beitrag in diesem Heft.


Mit Hamburg war zum ersten Mal eine Stadt in Norddeutschland Austragungsort einer GD-Jahrestagung.

In einem eigenen Beitrag sind die Ergebnisse von zwei klinischen Studien zur Wirksamkeit des Antimykotikums Ciclopirox beim seborrhoischen Ekzem nachzulesen, über die Dr. Karl-Heinz Nietsch, Bad Soden, informierte. An diesen beiden Studien, die als doppelblinde randomisierte Parallelgruppenvergleiche konzipiert waren, nahmen 165 beziehungsweise 189 Patienten mit klinisch diagnostiziertem seborrhoischen Ekzem des Gesichts teil. In einer Studie wurde das Prüfpräparat, eine einprozentige Ciclopirox-Creme, einmal täglich, in der anderen zweimal täglich appliziert. Referenzen waren das korrespondierende Vehikel sowie eine zweiprozentige Ketoconazol-Creme. Die Ciclopirox-Creme war bei guter Verträglichkeit signifikant besser wirksam als das Vehikel und mindestens so gut wirksam wie die Ketoconazol-Creme.

Erfassung der Hauteinfüsse
von Händedesinfektionsmitteln
Häufiges Waschen der Hände bewirkt eine Extraktion des schützenden Hydrolipidfilms sowie teilweise auch der epidermalen Lipide. Verstärkt wird dieser Effekt durch die Verwendung tensidhaltiger Präparate, wie sie auch unter den Händedesinfektionsmitteln zu finden sind. Um die entfettende Wirkung abzuschwächen, werden diesen Produkten häufig rückfettende Zusätze beigefügt. Standardisierte Methoden zur Untersuchung der komplexen Wechselwirkungen dieser Mittel mit der Haut sind bislang allerdings kaum vorhanden.


An dem von Anne Kresken geleiteten Tagungsbüro herrschte drei Tage lang Hochbetrieb.

Ein neuer methodischer Ansatz wurde von Diplomchemiker Dr. med. Lothar W. Weber vom Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin des Universitätsklinikums Ulm vorgestellt. Bei diesem Verfahren wird nach standardisierter Waschung der Hände die Oberflächenspannung der von der Haut abfließenden Lösung gemessen. Da wassermischbare Lipidkomponenten zu einer Absenkung der Oberflächenspannung führen, kann über die gemessene Oberflächenspannung die Lipid-Elutionsrate ermittelt werden, die dann als Maß für die Entfettungs- beziehungsweise Rückfettungskapazität des Prüfproduktes angesehen wird. In Versuchsreihen mit handelsüblichen antiseptischen Handwaschlösungen stellte Weber zum Teil deutliche Unterschiede bei der gemessenen Oberflächenspannung fest und schloss daraus, dass sich solche Präparate hinsichtlich ihrer hautschoneneden Eigenschaften unterscheiden.

Wirkversprechen von
Kosmetika sind nachzuweisen

Wenn mit bestimmten Wirkungen für ein kosmetisches Produkt geworben wird, besteht die Verpflichtung, diese zu belegen. Welche Untersuchungsverfahren zur wissenschaftlichen Absicherung von Wirkansprüchen kosmetischer Mittel generell geeignet sind, erfuhren die Tagungsteilnehmer von Professor Dr. med. Klaus-P. Wilhelm vom Institut proDERM in Schenefeld bei Hamburg. Nachweisbare Wirkversprechen seien zum Beispiel eine Glättung und Straffung, eine Feuchtigkeitsanreicherung, Faltenverminderung und Durchblutungssteigerung der Haut, eine Schweißreduktion sowie der Sonnenschutz.


Professor Dr. med. Klaus-P. Wilhelm testet Dermokosmetika.

Für qualifizierte Untersuchungen zur Wirksamkeit kosmetischer Mittel sei in der Regel ein multidisziplinäres Team erforderlich. Außerdem müssten bei jeder Untersuchung geeignete Qualitätsstandards zugrunde gelegt werden. Einige Verfahren, zum Beispiel die Laser-Doppler-Flowmetrie zur Messung der Hautdurchblutung, leiteten zum Nachweis von Arzneimittelwirkungen über. Der Untersucher kosmetischer Mittel sollte sich stets vor Augen führen, welch wichtige Bedeutung die Ergebnisse seiner Untersuchungen für den Verbraucher besitzen.

Hautpflege ohne Emulgatoren
Seit langem ist bekannt, dass die Haut durch eine Lipidbarriere im Stratum corneum vor übermäßiger Wasserabgabe und damit vor Austrocknung geschützt wird. Die Stärke und Funktion dieser Barriere werden durch eine spezifische Zusammensetzung lamellar orientierter Lipide im Interzellularraum des Stratum corneum charakterisiert. Wie Diplomingenieur Martin Albrecht, Leichlingen, berichtete, können Emulgatoren in Hautpflegemitteln ebenso wie Tenside in Hautreinigungsmitteln die Fluidität der Barriere steigern und so zu strukturellen Defekten führen.

Pflegeprodukte, insbesondere solche für trockene und empfindliche Haut, sollten deshalb nach Auffassung des Referenten möglichst auf spezifisch zusammengesetzten Membranlipiden mit lamellarer Struktur aufgebaut sein und keine physiologisch bedenklichen Stoffe enthalten. Diese Voraussetzungen würden von dem als DMS (Derma Membrane Structure) bezeichneten Cremekonzentrat erfüllt, das speziell für die Bedürfnisse trockener und empfindlicher Haut entwickelt worden sei und inzwischen in verschiedenen Dermokosmetika eingesetzt werde.


Das Programm der 6. GD-Jahrestagung stieß auch bei Vertretern von Behörden und Verbraucherorganisationen auf Interesse. Hier beteiligt sich GD-Vorstandsmitglied Professor Dr. med. Horst Spielmann vom Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) in Berlin an einer Vortragsdiskussion.

Neuigkeiten zum UV-Schutz der Haut

Über ein noch relativ neues UV-Schutzprinzip für Sonnenschutzmittel und After-sun-Präparate informierte Professor Dr. med. Jean Krutmann vom Institut für umweltmedizinische Forschung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Das vorgestellte Schutzprinzip leitet sich von Algen ab, die sich mit Hilfe des DNA-Reparaturenzyms Photo-lyase vor der UV-Strahlung der Sonne schützen. Obwohl dieses Enzym vom Menschen nicht selbst produziert wird, könne es auch in der menschlichen Haut UV-Schäden reparieren, sofern es während oder unmittelbar nach dem Sonnenbad angewendet werde, erklärte Krutmann. Als erste photolyasehaltige Zubereitung wurde im Frühjahr 2001 ein After-sun-Gel in den Markt eingeführt. Im Frühjahr diesen Jahres folgten zwei Sonnenschutzgele, die Photolyase in Kombination mit UV-Filtern enthalten.

Durch UV-B-Strahlung kommt es an der DNA menschlicher Hautzellen zu einer Vernetzung benachbarter Thyminbasen zu Cyclobutan-Pyrimidin-Dimeren (CPD). Diese lösen Gen-Mutationen aus, unterdrücken das Immunsystem der Haut und begünstigen so das Wachstum von Tumorzellen, der ersten Stufe zum Hautkrebs. Photolyase ist in der Lage, die entstandenen CPD-Komplexe zu trennen und so die DNA zu reparieren. Wie Krutmann erläuterte, könne die Haut sich zwar auch selbst regenerieren, doch geschehe dies erst 16 bis 24 Stunden nach der UV-Einwirkung in einem Ausmaß von maximal 50 Prozent. Wird dagegen während oder kurz nach Einwirkung der UV-Strahlung eine photolyasehaltige Zubereitung aufgetragen, so lösen sich die kritischen CPD-Komplexe schon nach einer Einwirkzeit von 30 Minuten zu 45 Prozent wieder auf, und das Immunsystem der Haut wird sogar zu 100 Prozent wieder hergestellt.


Professor Dr. med. Jean Krutmann berichtete über DNA-Reparaturenzyme.


Auf einen anderen Aspekt des UV-Schutzes kam Dr. med. Frank Rippke, Hamburg, zu sprechen. Er stellte mit den im Pflanzenreich weit verbreiteten Flavonoiden eine vielversprechende neue Wirkstoffgruppe für den antioxidativen Lichtschutz vor. Seitdem bekannt ist, dass UV-Strahlung in der Haut die Bildung freier Radikale und die von diesen hochreaktiven Sauerstoffspezies ausgehenden Zellschädigungen fördert, finden Substanzen mit antioxidativer Wirksamkeit zunehmende Verwendung in Son-nenschutzmitteln und Gesichtspflegepräparaten. Wie Rippke berichtete, sei für die aus Blättern des Pagodenbaumes gewonnene und durch enzymatische Glykosidierung wasserlöslich gemachte Substanz alpha-Glucosylrutin eine sehr hohe antioxidative Wirksamkeit und unterstützende Wirkung auf den endogenen Antioxidantienpool gefunden worden. Hautpflegemitteln auf Basis dieser Substanz räumte Rippke deshalb ein bedeutsames Potential in der Prävention der UV-induzierten vorzeitigen Hautalterung ein. (ghw/jk)


Der stellvertretende GD-Vorsitzende, Professor Dr. med. Hans Christian Korting, wurde am Tag des wissenschaftlichen Hauptprogramms der 6. Jahrestagung (21. März 2002) 50 Jahre alt. Gefeiert wurde sein Geburtstag im Rahmen einer Abendveranstaltung, bei der die GD ihm mit einer eigens für ihn geschaffenen Plastik für sein unermüdliches Engagement dankte.

Über die Workshops „Dermokosmetischer Sonnenschutz” und „Praxisnah rezeptieren im 3. Jahrtausend” berichten wir in den nächsten Ausgaben von DermoTopics. Zusammenfassungen aller Vorträge und Postervorträge der 6. GD-Jahrestagung und des 3. Symposiums „Gesundheitsökonomie in der Dermatologie“ finden Sie unter der GD-Homepage im Internet (www.gd-online.de).


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